Aufbau & Komponenten im Detail
Detaillierte Übersicht aller Systemkomponenten: Zisternentypen, Filtersysteme, Pumpen und Steuerungstechnik mit Herstellervergleich.
Von der Auswahl der richtigen Komponenten bis zur fachgerechten Installation
Detaillierte technische Informationen zu Zisternen, Filtern, Pumpen und Steuerungssystemen für Ihre Regenwassernutzungsanlage.
Eine Regenwassernutzungsanlage ist weit mehr als nur ein Wassertank im Garten. Es handelt sich um ein komplexes technisches System aus sechs präzise aufeinander abgestimmten Hauptkomponenten, die nach aktuellen DIN-Normen dimensioniert und installiert werden müssen. Die Qualität dieser Komponenten und ihre korrekte Integration entscheiden über Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer Ihrer gesamten Anlage.
Nach DIN 1989-100 (Juli 2022) und DIN EN 16941-1 (Mai 2024) müssen alle Komponenten aufeinander abgestimmt sein: Die Zisternengröße richtet sich nach Dachfläche und Verbrauch, der Filter muss zur Dachfläche passen, die Pumpe zum Druckbedarf, und die Steuerung muss alle Komponenten sicher koordinieren. Ein typisches System für einen 4-Personen-Haushalt mit Toilettenspülung und Gartenbewässerung besteht aus einer 4-6 m³ Zisterne, einem selbstreinigenden Filter mit 90-95% Ausbeute, einem Hauswasserwerk mit 3-4 bar Druck und einer intelligenten Nachspeiseautomatik.
Die richtige Komponentenwahl spart nicht nur Kosten, sondern auch jahrelangen Ärger. Ein unterdimensioniertes System läuft ständig leer, ein überdimensioniertes verschwendet Investition ohne Mehrnutzen. Wer die technischen Zusammenhänge versteht, kann fundierte Entscheidungen treffen – egal ob für Neuplanung, Nachrüstung oder die Optimierung bestehender Anlagen.
Dachableitung, Filter, Speicher, Pumpe, Steuerung und Verteilnetz
Optimal dimensioniert für 4-Personen-Haushalt nach DIN-Formel
Moderne selbstreinigende Filter erreichen höchste Wasserausbeute
Kunststoffzisternen 30-50 Jahre, Betonzisternen >50 Jahre
Geeignete Dachmaterialien: Tonziegel ✓, Betonpfannen ✓, Schiefer ✓ / Kupfer ✗, Zink ✗ (Metallabrieb)
Dachbeiwerte: 0,9 für geneigte Tonziegeldächer, 0,8 für Betondachsteine, 1,0 für Metalldächer
Dimensionierung: Mindestens 25-30 m²/Person, Fallrohre nach DIN 1986-100
Filtertypen (DIN 1989-100): Typ A (bis 1.800 m²), Typ B (bis 500 m²), Typ C (bis 375 m²)
Selbstreinigende Edelstahlfilter: 0,2-0,5 mm Maschenweite, 90-95% Wasserausbeute
Wartung: 2-3x jährlich reinigen (Frühjahr nach Pollenflug, Herbst nach Laubfall)
Kunststoff (PE): Bis 6 m³, leicht (300-400 kg), günstiger bei kleinen Größen, 30-50 Jahre Lebensdauer
Beton: Ab 4 m³, schwer (Aufbuchen-Schutz), langlebig >50 Jahre, pH-Stabilisierung
Dimensionierung: 6% des Jahresbedarfs (Formel: min(Ertrag, Bedarf) × 0,06)
Hauswasserwerk: 2,5-3 bar Druck, mit Druckkessel, ideal für WC + Waschmaschine (280-450 €)
Tauchpumpe: Direkt in Zisterne, wartungsarm, ideal für Gartenbewässerung (150-600 €)
Leistung: 3-4 m³/h für Haushalt ausreichend, Trockenlaufschutz zwingend erforderlich
Füllstandssensor: Schwimmerschalter oder Ultraschall zur Überwachung des Wasserstands
Automatische Pumpensteuerung: Druckschalter aktiviert Pumpe bei Wasserbedarf
Trinkwassernachspeisung: Freier Auslauf Typ AB nach DIN EN 1717 (min. 2 cm Luftspalt)
Separates PE-Rohrleitungssystem: Strikte Trennung vom Trinkwassernetz (TrinkwV § 17)
Kennzeichnung: Grüne Leitungen nach DIN 2403, alle Zapfstellen "Kein Trinkwasser"
Keine Querverbindungen: Absolutes Verbot jeglicher Verbindungen zum Trinkwassernetz
Formel: Niederschlag × Dachfläche × Abflussbeiwert
Niederschlag Deutschland: 600-1.500 mm/Jahr (regional unterschiedlich)
Beispiel: 120 m² Dach × 800 mm × 0,9 = 86 m³/Jahr
WC-Spülung: 8.000 L/Person/Jahr (32 L/Tag nach DIN)
Waschmaschine: 6.000 L/Person/Jahr (optional)
Gartenbewässerung: 60 L/m²/Jahr (abhängig von Pflanzen)
Vereinfachte Formel: min(Ertrag, Bedarf) × 0,06
Wichtig: Nicht überdimensionieren (Hygienerisiko durch Standzeiten)
Faustregeln: 3-4 Personen = 4-6 m³, 5-6 Personen = 6-8 m³
1. Ertrag: 120 m² Dach × 800 mm Niederschlag × 0,9 Beiwert = 86 m³/Jahr
2. Bedarf: 4 Personen × (8.000 L WC + 6.000 L Waschmaschine) + 10.000 L Garten = 62 m³/Jahr
3. Speichergröße: min(86, 62) × 0,06 = 3,72 m³ → 4.000 Liter Zisterne empfohlen
Nachdem Sie die technischen Grundlagen verstanden haben, können Sie in diesen detaillierten Artikeln spezifische Komponenten und Planungsaspekte vertiefen.
Detaillierte Übersicht aller Systemkomponenten: Zisternentypen, Filtersysteme, Pumpen und Steuerungstechnik mit Herstellervergleich.
Wartungspläne, hygienische Anforderungen und Troubleshooting für langfristig zuverlässigen Betrieb Ihrer Regenwasseranlage.
Die wichtigsten Antworten zu Komponenten, Dimensionierung und Installation.
Beide Materialien haben spezifische Vor- und Nachteile, die Ihre Wahl beeinflussen sollten. **Kunststoffzisternen (PE)** sind mit 300-400 kg Gewicht leicht, lassen sich einfach transportieren und einbauen, kosten bei kleineren Volumina (<3 m³) weniger als Beton, erreichen eine Lebensdauer von 30-50 Jahren und sind in verschiedenen Formen verfügbar. **Betonzisternen** hingegen sind robust mit >50 Jahren Lebensdauer, ihr hohes Gewicht verhindert Aufbuchen bei hohem Grundwasser, sie sind günstiger bei großen Volumina (>6 m³), stabilisieren den pH-Wert des Wassers durch Kalkabgabe und sind besonders druckfest. **Empfehlung nach Anwendung:** Bis 3 m³ empfehlen sich Kunststoffzisternen (einfacher Einbau, günstig), ab 6 m³ sind Betonzisternen wirtschaftlicher, bei hohem Grundwasserstand ist immer Beton vorzuziehen (Auftriebssicherheit), und bei begrenztem Platz bieten Kunststofftanks mehr Flexibilität durch unterschiedliche Formen. Die Entscheidung hängt letztlich von Grundwasserstand, Zisternengröße, Budget und lokalen Bodenbedingungen ab.
Die optimale Zisternengröße berechnet sich nach der DIN 1989-100 Formel: **min(Ertrag, Bedarf) × 0,06**. Ein Praxisbeispiel für einen 4-Personen-Haushalt verdeutlicht dies: Bei einem **Ertrag** von 120 m² Dachfläche × 800 mm Niederschlag × 0,9 Abflussbeiwert = 86 m³/Jahr und einem **Bedarf** von 8.000 L WC-Spülung + 6.000 L Waschmaschine + 10.000 L Garten pro Person = 62 m³/Jahr ergibt sich: min(86, 62) × 0,06 = **3,72 m³**, also eine 4.000 Liter Zisterne. **Wichtig: Nicht überdimensionieren!** Zu große Zisternen führen zu langen Standzeiten des Wassers, erhöhen Hygienerisiken und verursachen unnötig hohe Kosten. Optimal ist, wenn die Zisterne mehrmals pro Jahr überläuft – das garantiert frisches Wasser. **Faustregeln** zur Orientierung: 1-2 Personen = 3 m³, 3-4 Personen = 4-6 m³, 5-6 Personen = 6-8 m³. Beachten Sie auch regionale Unterschiede: Norddeutschland (600-800 mm Niederschlag) benötigt tendenziell größere Speicher als Süddeutschland (800-1.200 mm).
Nach DIN 1989-100 werden drei Hauptfiltertypen unterschieden, die sich in Bauart und Anwendung unterscheiden. **Typ A (Filterkorb):** Geeignet für bis zu 1.800 m² Dachfläche, selbstreinigend durch Korbgeometrie, sehr wartungsarm mit nur halbjährlicher Reinigung, 0,4 mm Maschenweite für höchste Wasserqualität, ideal für Haushaltsnutzung (WC + Waschmaschine). Beispiele: WISY Vortex-Filter (400-550 €), Mall Filterkorb (300-400 €). **Typ B (Patronenfilter):** Für bis zu 500 m² Dachfläche ausreichend, kompakte Bauform ideal für Nachrüstung, vertikale Edelstahlpatronen mit 0,8 mm Maschenweite, regelmäßiger Kartuschenaustausch erforderlich, mittlere Preislage 250-400 €. Beispiele: GRAF Universal-Filter, Mall Patronenfilter. **Typ C (Trapezfilter):** Geeignet für bis zu 375 m² Dachfläche (kleine bis mittlere Häuser), sehr feine Filtration mit 0,2 mm Maschenweite, hoher Wartungsaufwand, hauptsächlich für reine Gartenbewässerung. **Für typische Einfamilienhäuser (100-150 m² Dach)** empfehlen sich Typ A oder B Filter. Die Investition in einen wartungsarmen Typ A Filter (z.B. WISY) amortisiert sich langfristig durch geringeren Wartungsaufwand gegenüber günstigeren Alternativen.
Die Installation einer Regenwassernutzungsanlage können Sie teilweise in Eigenleistung durchführen, was erhebliche Kosten spart – allerdings gibt es klare Grenzen, wo Fachbetriebe zwingend erforderlich sind. **Was Sie selbst machen können:** Erdaushub mit gemieteten Minibagger (ca. 150-250 €/Tag), Verlegung der Kiesschicht als Fundament, Einsetzen kleiner Kunststoffzisternen bis 3.000 Liter (mit 2-3 Helfern), Verlegung der Rohrleitungen im Garten und teilweise im Keller, Installation einfacher Filtereinsätze. **Wo Sie einen Fachbetrieb brauchen:** Trinkwassernachspeisung mit freiem Auslauf nach DIN EN 1717 (Systemtrennung ist gesetzlich vorgeschrieben), elektrische Installation der Pumpen und Steuerungen (VDE-Normen), Einbau großer Betonzisternen (Kran erforderlich, 800-2.000 €), Anschluss an das öffentliche Kanalnetz (Bauamt-Genehmigung), Erstellung des Inbetriebnahmeprotokolls für das Gesundheitsamt. **Kostenersparnis durch Eigenleistung:** Erdarbeiten selbst = 500-800 € gespart, Rohrleitungsverlegung selbst = 400-700 € gespart, Gesamtersparnis realistisch: 1.000-1.500 €. **Wichtig:** Auch bei Eigenleistung sollte ein Fachbetrieb die Inbetriebnahme dokumentieren und dem Gesundheitsamt melden – das kostet etwa 200-400 € und sichert Sie rechtlich ab.
Die jährlichen Wartungskosten für eine Regenwassernutzungsanlage variieren stark je nachdem, ob Sie die Wartung selbst durchführen oder einen Fachbetrieb beauftragen. **Wartung durch Fachbetrieb (jährlich):** Inspektion und Reinigung der gesamten Anlage 100-200 €, Wartung des freien Auslaufs (Trinkwassernachspeisung) 80-120 €, Kontrolle der Pumpe und Steuerung 50-80 €, **Gesamtkosten: 180-320 €/Jahr**. **Wartung in Eigenleistung (jährlich):** Reinigungsmaterial und Ersatzteile 20-40 €, Zeitaufwand etwa 2-3 Stunden pro Jahr verteilt auf mehrere Termine, **Gesamtkosten: 20-40 €/Jahr**. **Wartungsplan nach DIN EN 16941-1:** **Halbjährlich** (Frühjahr + Herbst): Filter reinigen (nach Pollenflug im Frühjahr, nach Laubfall im Herbst), Dachrinnen auf Verstopfung prüfen. **Jährlich:** Speicher auf Verschlammung inspizieren, Pumpe und Druckschalter testen, Freien Auslauf auf Funktion prüfen (Luftspalt kontrollieren). **Alle 5-10 Jahre:** Professionelle Tankreinigung mit Spezialgerät 150-300 €, bei Bedarf Austausch von Verschleißteilen. **Langfristig:** Eine gut gewartete Anlage hält 30-50 Jahre (Kunststoff) bzw. >50 Jahre (Beton) – die Wartung ist also eine Pflichtinvestition, um die Lebensdauer zu maximieren und hygienische Sicherheit zu gewährleisten.
Die Wahl zwischen Hauswasserwerk und Tauchpumpe hängt von Ihrer geplanten Nutzung ab. **Hauswasserwerk (empfohlen für Hausnutzung):** Liefert konstanten Druck (2,5-3 bar) für WC und Waschmaschine, Druckkessel puffert Wasser (weniger Pumpenstarts, energiesparend), Installation im Keller oder Technikraum, Leistung 650-1.300 Watt, Fördermenge 3.600-5.000 L/h, **Kosten: 280-450 €**. Beispiele: Gardena Comfort 5000/5 (650W, 4.500 L/h, 320 €), T.I.P. HWW 4500 INOX (1.200W, Edelstahl, 350 €). **Vorteile:** Gleichbleibender Druck auch bei mehreren Entnahmestellen, geringerer Verschleiß durch Pufferung, ideal für Toiletten und Waschmaschinen. **Nachteile:** Benötigt Platz im Haus, höhere Lärmbelästigung (75-85 dB), regelmäßige Druckprüfung nötig. **Tauchpumpe (ideal für reine Gartenbewässerung):** Komplett in der Zisterne installiert (kein Platzbedarf im Haus), sehr leiser Betrieb (Wasser dämpft Schall), wartungsarm ohne Druckkessel, Leistung 300-1.000 Watt, **Kosten: 150-600 €**. Beispiele: Gardena 9000 (300W, 8.000 L/h, Garten, 150 €), Wilo Extract FIRST 304 (1.000W, 6.700 L/h, Haus + Garten, 600-900 €). **Vorteile:** Platzsparend, sehr leise, einfache Installation. **Nachteile:** Kein Druckpuffer (häufige Starts erhöhen Stromverbrauch), für Hausnutzung externe Druckschalter nötig. **Empfehlung:** Nur Garten → Tauchpumpe (günstig, praktisch), WC + Waschmaschine → Hauswasserwerk (konstanter Druck erforderlich), Kombination Haus + Garten → Hauswasserwerk 1.200W (deckt alles ab).
Alle technischen Angaben auf dieser Seite basieren auf aktuellen DIN-Normen, Herstellerspezifikationen und behördlichen Vorgaben:
Letzte Aktualisierung: Oktober 2025 | Alle technischen Angaben nach aktuellen DIN-Normen