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Praktische Nutzungsmöglichkeiten von Regenwasser im täglichen Leben

Anwendungen im Haushalt

Toilettenspülung, Waschmaschine, Gartenbewässerung und mehr – entdecken Sie die vielseitigen Einsatzbereiche von Regenwasser und sparen Sie bis zu 50% Trinkwasser.

Regenwasser ist viel zu wertvoll, um einfach in die Kanalisation zu fließen. Mit einer durchdachten Regenwassernutzungsanlage können Sie bis zu 50% Ihres Trinkwasserverbrauchs durch kostenloses Regenwasser ersetzen – und das ganz legal und hygienisch unbedenklich.

Die vier Hauptanwendungen im Haushalt sind: Toilettenspülung (größtes Einsparpotenzial), Gartenbewässerung (ideal für Pflanzen), Waschmaschine (mit hygienischen Einschränkungen) und Hausreinigung (Terrasse, Auto, Fenster). Jede dieser Anwendungen hat unterschiedliche Anforderungen und Einsparpotenziale.

Nach DIN 1989-100 und den Empfehlungen des Umweltbundesamts (UBA) ist Regenwasser für alle Anwendungen geeignet, bei denen keine Trinkwasserqualität erforderlich ist. Das bedeutet: Trinken, Kochen, Duschen und Körperpflege sind verboten – dafür müssen Sie ausschließlich Leitungswasser verwenden. Für alle anderen Zwecke ist Regenwasser jedoch eine hervorragende, ressourcenschonende Alternative.

Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt verbraucht etwa 126 Liter Wasser pro Person und Tag – das sind fast 184.000 Liter pro Jahr. Davon entfallen allein 27-31% auf die Toilettenspülung (34-39 L/Person/Tag). Mit Regenwasser können Sie diesen enormen Verbrauch drastisch reduzieren und gleichzeitig die kommunale Kanalisation entlasten.

Anwendungen auf einen Blick

34-39 L
WC-Spülung/Person/Tag

Größter Wasserverbraucher im Haushalt – ideal für Regenwasser

27-31%
Anteil am Gesamtverbrauch

Fast ein Drittel des Trinkwassers fließt die Toilette hinunter

60-80 L/m²
Gartenbewässerung/Monat

Rasenflächen benötigen regelmäßig Wasser – perfekt für Regenwasser

50 Liter
Waschmaschinengang

Moderne Waschmaschinen bei 60°C hygienisch mit Regenwasser nutzbar

Unbegrenzt
Außenreinigung

Terrasse, Auto, Fenster – keine Einschränkungen bei der Nutzung

Die 4 Hauptanwendungen von Regenwasser

🚽

Toilettenspülung (WC)

Größtes Einsparpotenzial! Die WC-Spülung ist mit 34-39 Litern pro Person und Tag der größte Wasserverbraucher im Haushalt. Das entspricht 12.500 Litern pro Jahr – oder fast 25 volle Badewannen pro Person.

  • ✅ Vorteile: Keine Gesundheitsrisiken, keine besonderen Anforderungen
  • 📊 Einsparung: 50-67 €/Jahr pro Person (bei 4,00-4,60 €/m³)
  • 📋 DIN 1989-100: Ausdrücklich empfohlen und weit verbreitet
  • 🔧 Technik: Separates Leitungsnetz (grün markiert), freier Auslauf bei Nachspeisung
🧺

Waschmaschine

Mit Einschränkungen nutzbar. Moderne Waschmaschinen verbrauchen etwa 50 Liter pro Waschgang. Bei 120 Waschgängen pro Jahr (4-Personen-Haushalt) sind das 6.000 Liter.

  • ✅ Empfehlung UBA: Mindestens 60°C Waschtemperatur (tötet E.coli und Bakterien)
  • ⚠️ Einschränkung: Nicht für Immungeschwächte, Kranke, kleine Kinder
  • 📊 Einsparung: 24-32 €/Jahr pro Haushalt
  • ➕ Bonus: Weiches Regenwasser (kalkfrei) spart Waschmittel und schont die Maschine
🌱

Gartenbewässerung

Ideal für alle Pflanzen! Regenwasser ist besser als Trinkwasser für Pflanzen: kalkfrei, kein Chlor, natürlicher pH-Wert. Rasenflächen benötigen 60-80 L/m²/Monat bei Trockenheit.

  • ✅ Geeignet für: Rasen, Gemüse, Zierpflanzen, Obstbäume (Gießen, nicht Waschen!)
  • 📊 Einsparung: 20-69 €/Jahr (je nach Gartengröße 50-150 m²)
  • 🌧️ Bedarf: 5.000-15.000 L/Jahr für typischen 100 m² Garten
  • ⚠️ Wichtig: Erntegut (Salat, Kräuter) niemals mit Regenwasser waschen – nur Leitungswasser!
🧹

Hausreinigung (Außen)

Unbegrenzt nutzbar! Für die Außenreinigung gibt es keine Einschränkungen – solange die Entnahmestellen korrekt gekennzeichnet sind (grün, "Kein Trinkwasser").

  • ✅ Geeignet für: Terrasse reinigen, Fahrzeuge waschen, Fenster putzen, Gehwege
  • 📊 Einsparung: 4-9 €/Jahr (1.000-2.000 L bei sporadischer Nutzung)
  • 📋 Kennzeichnung: "Kein Trinkwasser"-Schilder nach DIN 2403 Pflicht (grün/weiß)
  • 🔧 Tipp: Gartenschlauch-Anschluss für Regenwasser separat installieren

Welche Anwendung ist am besten geeignet?

Anwendung Eignung Einsparpotenzial Hygiene-Risiko
Toilettenspülung ✅✅✅ Sehr hoch Kein Risiko
Gartenbewässerung ✅✅✅ Hoch Kein Risiko
Waschmaschine (60°C+) ✅⚠️ Mittel Gering (UBA)
Hausreinigung (Außen) ✅✅ Niedrig Kein Risiko
Trinken, Kochen, Duschen VERBOTEN

Empfehlung nach Priorität:

  1. 1. Priorität: Toilettenspülung – größtes Einsparpotenzial, keine Risiken, einfache Installation
  2. 2. Priorität: Gartenbewässerung – besonders bei großen Gärten (über 100 m²), besser für Pflanzen
  3. 3. Priorität: Waschmaschine – nur wenn 60°C+ Waschgänge üblich, nicht für Haushalte mit Risikogruppen
  4. 4. Priorität: Hausreinigung – Bonus-Nutzung, wenn Infrastruktur ohnehin vorhanden

Für die meisten Haushalte ist die Kombination WC + Garten optimal: hohe Einsparung (200-300 €/Jahr), keine Hygiene-Bedenken, überschaubare Investition (4.000-6.000 €).

Detaillierte Ratgeber zu den Anwendungen

Häufige Fragen zu Anwendungen

Welche Anwendungen sind für Regenwasser geeignet?

Geeignete Anwendungen (nach DIN 1989-100 und UBA):

  • Toilettenspülung: Beste Nutzung – keine Gesundheitsrisiken, größtes Einsparpotenzial (34-39 L/Person/Tag)
  • Gartenbewässerung: Ideal für alle Pflanzen – kalkfrei, kein Chlor, besser als Trinkwasser
  • Waschmaschine: Bei Waschtemperaturen ab 60°C hygienisch vertretbar (mit Einschränkungen für Risikogruppen)
  • Hausreinigung: Böden wischen, Terrasse reinigen, Fahrzeuge waschen – unbegrenzt nutzbar

NICHT geeignet (verboten nach TrinkwV):

  • Trinken, Kochen, Lebensmittelzubereitung
  • Duschen, Baden, Körperpflege (außer Händewaschen bei deutlicher Kennzeichnung)
  • Geschirrspüler (direkter Kontakt mit Lebensmitteln)
  • Waschen von rohem Gemüse oder Salat (nur Gießen erlaubt, nicht Waschen!)

Die Trennung zwischen Trinkwasser und Regenwasser muss nach DIN EN 1717 strikt eingehalten werden – Querverbindungen sind verboten.

Ist Regenwasser für die Waschmaschine hygienisch sicher?

Ja, aber mit wichtigen Einschränkungen. Das Umweltbundesamt (UBA) und die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (FBR) empfehlen:

Sichere Nutzung bei:

  • Waschtemperatur mindestens 60°C im Hauptwaschgang – tötet E.coli und andere Bakterien zuverlässig ab
  • Verwendung moderner Vollwaschmittel (enthalten desinfizierende Inhaltsstoffe)
  • Regelmäßiger Wartung der Regenwasseranlage (Filter, Zisternenreinigung)
  • Gesunde Personen im Haushalt

Nicht empfohlen für:

  • Immungeschwächte Personen, Kranke, kleine Kinder
  • Waschgänge unter 40°C (Keime können auf Wäsche übertragen werden, besonders bei kalten Spülgängen)

Studien zeigen: Der größte Bakterieneintrag in die Waschmaschine erfolgt durch die schmutzige Wäsche selbst, nicht durch das Regenwasser. Bei korrekter Temperatur (60°C+) ist das gesundheitliche Risiko gering. Keine zusätzliche Desinfektion des Regenwassers notwendig.

Bonus: Weiches Regenwasser (kalkfrei) spart Waschmittel und schont die Maschine.

Wie viel Wasser spare ich bei welcher Anwendung?

Die Einsparungen hängen von der Nutzung ab. Hier sind die durchschnittlichen Einsparpotenziale pro Person und Jahr (bei vollständiger Regenwassernutzung):

Anwendung Verbrauch/Jahr Einsparung (€)
WC-Spülung 12.500 L (34 L/Tag × 365) 50-67 €*
Waschmaschine 6.000 L (50 L × 120 Gänge) 24-32 €*
Gartenbewässerung 5.000-15.000 L (je nach Gartengröße) 20-69 €*
Hausreinigung 1.000-2.000 L (variabel) 4-9 €*
GESAMT (4 Personen) 70.000-100.000 L 280-460 €*

* Basierend auf durchschnittlichen Wasserpreisen 2025: 4,00-4,60 €/m³ (inkl. Abwasser). Regionale Unterschiede: Köln 2,86 €/m³ vs. Stuttgart 5,37 €/m³.

Realistische Jahreseinsparung für 4-Personen-Haushalt:

  • Nur Garten: 50-150 € (je nach Gartengröße)
  • Garten + WC: 200-300 €
  • Garten + WC + Waschmaschine: 280-460 € (Vollauslastung)

Dazu kommen mögliche Abwassergebühren-Ermäßigungen von 20-50%, die bei manchen Kommunen zusätzlich gewährt werden.

Kann ich Regenwasser für alle Pflanzen nutzen?

Ja, Regenwasser ist sogar besser für Pflanzen als Trinkwasser! Das Umweltbundesamt (UBA) und Gartenexperten empfehlen Regenwasser ausdrücklich für die Bewässerung.

Vorteile für Pflanzen:

  • Kalkfrei: Regenwasser ist weich (keine Kalkablagerungen) – ideal für kalkempfindliche Pflanzen wie Rhododendren, Hortensien, Heidelbeeren
  • Kein Chlor: Leitungswasser kann Chlorreste enthalten, die manche Pflanzen nicht vertragen
  • Natürlicher pH-Wert: Regenwasser ist leicht sauer (pH 5,5-6,5) – optimal für die meisten Gartenpflanzen
  • Temperatur: Im Sommer weniger Temperaturschock als kaltes Leitungswasser

Geeignet für:

  • Rasenflächen (60-80 L/m²/Monat)
  • Zierpflanzen, Sträucher, Bäume
  • Gemüsepflanzen (Tomaten, Gurken, Salat) – aber Achtung beim Waschen!
  • Obstbäume und Beerensträucher
  • Topfpflanzen (außer sehr empfindliche Zimmerpflanzen)

Wichtiger Hinweis für Gemüse: Das Gießen von Gemüse und Salat mit Regenwasser ist sicher und empfohlen (indirekter Kontakt über Wurzeln). Allerdings dürfen Sie Erntegut wie Salat, Kräuter oder rohes Gemüse niemals mit Regenwasser waschen – immer Leitungswasser verwenden! Grund: Mögliche Belastung mit Fäkalbakterien, Vogelkot oder Schadstoffen vom Dach.

Wasserbedarf typischer Gartenpflanzen:

  • Rasen: 60-80 L/m²/Monat (bei Trockenheit)
  • Gemüse: 10-30 L/m²/Woche
  • Sträucher: 15-25 L/m²/Woche

Bei einem 100 m² Garten mit Rasen und Gemüsebeeten benötigen Sie etwa 5.000-10.000 Liter Wasser pro Jahr – das entspricht einem typischen Regenwassertank von 5-8 m³.

Muss ich beim Duschen, Kochen oder Trinken auf Regenwasser verzichten?

Ja, absolut! Nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) und den Empfehlungen des Umweltbundesamts (UBA) ist die Nutzung von Regenwasser für folgende Anwendungen streng verboten:

NICHT erlaubt (§ 17 TrinkwV – Trennungsgebot):

  • Trinken und Kochen: Regenwasser hat keine Trinkwasserqualität und kann gesundheitsgefährdende Keime (E.coli, Legionellen) und Schadstoffe (Schwermetalle vom Dach, Vogelkot) enthalten
  • Duschen und Baden: Risiko durch Aerosole (eingeatmete Wassertröpfchen), Legionellen-Gefahr bei warmem Wasser
  • Körperpflege: Händewaschen, Zähneputzen – Regenwasser kann Schleimhäute reizen oder Infektionen verursachen
  • Geschirrspüler: Direkter Kontakt mit Lebensmitteln – hygienisch nicht vertretbar
  • Lebensmittelzubereitung: Waschen von Obst, Gemüse, Salat – immer Leitungswasser verwenden

Warum ist Regenwasser kein Trinkwasser?

  • Sammlung auf Dächern: Schadstoffe, Vogelkot, Staub
  • Keine Aufbereitung: Keine Chlorierung, UV-Desinfektion oder Filtration auf Trinkwasserniveau
  • Speicherung in Zisternen: Mögliche Verkeimung bei längerer Lagerung
  • Keine Kontrolle: Regenwasser unterliegt nicht den strengen Qualitätsprüfungen der Trinkwasserverordnung

Rechtliche Konsequenzen bei Verstößen:

Die Nutzung von Regenwasser für Trinkwasser-Anwendungen verstößt gegen die TrinkwV und kann zu Bußgeldern führen. Bei gesundheitlichen Schäden können sogar strafrechtliche Konsequenzen drohen (Körperverletzung durch Fahrlässigkeit).

Sichere Kennzeichnung ist Pflicht: Alle Regenwasser-Entnahmestellen müssen nach DIN 2403 dauerhaft mit "Kein Trinkwasser"-Schildern gekennzeichnet sein (grün mit weißer Schrift). So wird Verwechslungsgefahr vermieden.

Fazit: Für Trinken, Kochen und Körperpflege ausschließlich Leitungswasser verwenden – Regenwasser ist nur für nicht-trinkwasserbezogene Anwendungen (WC, Garten, Reinigung) geeignet.

Wie kennzeichne ich Regenwasser-Entnahmestellen korrekt?

Die korrekte Kennzeichnung ist nach DIN 2403 und Trinkwasserverordnung (TrinkwV) vorgeschrieben, um Verwechslungen mit Trinkwasser zu vermeiden. Verstöße können zu Bußgeldern führen.

Pflicht-Kennzeichnung nach DIN 2403:

  • Farbe: Grün (RAL 6032) mit weißer Schrift
  • Text: "Kein Trinkwasser" oder "Betriebswasser" (deutlich lesbar)
  • Position: An allen Entnahmestellen, Leitungen, Armaturen
  • Material: Dauerhafte Kennzeichnung (selbstklebende Etiketten, Farbkennzeichnung, Schilder)

Wo muss gekennzeichnet werden?

  • Alle sichtbaren Rohrleitungen (auch in Kellern, Technikräumen)
  • Entnahmestellen (Wasserhähne im Garten, Keller, Waschkeller)
  • WC-Spülkästen (sofern von außen zugänglich)
  • Hausanschlussraum (Hauptverteiler)

Farbcodierung der Leitungen:

  • Regenwasser/Betriebswasser: Grün (RAL 6032)
  • Trinkwasser: Blau (RAL 5012) – zur Unterscheidung
  • Beide Systeme dürfen niemals verbunden werden (§ 17 TrinkwV, DIN EN 1717)

Zusätzliche Anforderungen:

  • Meldepflicht: In vielen Bundesländern muss die Regenwassernutzungsanlage beim Gesundheitsamt gemeldet werden
  • Schulung: Alle Hausbewohner sollten über die beiden Wassersysteme informiert sein
  • Wartung: Kennzeichnungen regelmäßig auf Lesbarkeit prüfen (bei Renovierungen oft beschädigt)

Wo bekomme ich Kennzeichnungs-Schilder?

Fertige "Kein Trinkwasser"-Schilder nach DIN 2403 sind im Baumarkt, online (Amazon, eBay) oder bei Sanitär-Fachhändlern erhältlich. Kosten: 2-10 € pro Schild. Alternativ: Selbstklebende Etiketten mit Aufdruck "Kein Trinkwasser" in Grün/Weiß.

Hausreinigung mit Regenwasser: Bei korrekter Kennzeichnung ist die Nutzung von Regenwasser für die Außenreinigung (Terrasse, Auto, Fenster) unbegrenzt erlaubt – solange keine Verwechslungsgefahr besteht.

Quellen & Normen

🏛️
Umweltbundesamt
Hygiene-Studien & Empfehlungen
📋
DIN 1989-100
Anwendungsempfehlungen & Standards
💧
DVGW / FBR
Wasserfach-Richtlinien & Forschung
📊
Statistisches Bundesamt
Verbrauchsdaten Deutschland 2025

Weitere Informationen